Glaube, Bildung, Armut – Das Vermächtnis der heiligen Angela Merici

Januar 27, 2025

Die hl. Angela Merici (1474–1540) gehört zu den beeindruckendsten Frauen der Kirchengeschichte. Ihr Leben war geprägt von außergewöhnlichem Mut und einem visionären Geist. Schon in jungen Jahren erkannte sie die dringende Notwendigkeit, Mädchen zu bilden, die zu ihrer Zeit kaum Zugang zu Bildung hatten. Sie sah darin nicht nur eine Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung, sondern auch einen Weg, die Gesellschaft zu erneuern und den Glauben zu stärken. Dieser Gedanke war die treibende Kraft hinter ihrem Lebenswerk.

Ein Leben der Armut und des Glaubens

Angela wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Desenzano am Gardasee auf. Ihre Kindheit war von tiefem Glauben geprägt, aber auch von großen Verlusten: Ihre Eltern und eine ihrer Schwestern starben, als sie noch ein junges Mädchen war. Nach dem Tod ihrer Familie wurde sie von ihrem Onkel aufgenommen, der ihr ein Leben in der vornehmen Gesellschaft der Renaissance ermöglichte. Doch dieser materielle Luxus konnte Angela nicht erfüllen. „Mein Reichtum liegt in Gott“, antwortete sie ruhig, als sie von vielen gefragt wurde, wie sie ohne Sicherheit leben könne. Sie fühlte sich zu einem Leben in Einfachheit und geistlicher Armut berufen. Sie verwarf die weltlichen Sicherheiten und kehrte nach Desenzano zurück, um in völliger Hingabe an Gott und den Glauben zu leben. Sie trat dem Dritten Orden des hl. Franziskus bei, dessen Spiritualität der Armut und Nächstenliebe ihr zutiefst am Herzen lag. Angela wusste, dass wahre Erfüllung nicht im Besitz, sondern in der Hingabe an Gott und den Dienst am Nächsten zu finden ist.

Die Gründung der „Gesellschaft der hl. Ursula“

Im Jahr 1524 hatte Angela während einer Pilgerreise nach Palästina eine Vision, die ihre Berufung für immer verändern sollte. „Es war, als hätte der Himmel mir meine Aufgabe ins Herz geschrieben“, erzählte sie später von diesem Moment. Sie sah eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel führte, auf der junge Frauen emporstiegen, während Engel sie begleiteten. Diese Vision deutete sie als göttlichen Auftrag, Mädchen und junge Frauen zu erziehen und sie im Glauben zu stärken. 1535 gründete sie in Brescia die „Gesellschaft der hl. Ursula“, benannt nach der frühchristlichen Märtyrerin und Schutzpatronin der Bildung. Was diese Gemeinschaft so besonders machte, war, dass sie keine damalige klassische klösterliche Struktur hatte, sondern eine lose Verbindung von Frauen darstellte, die in der Welt lebten, ohne Gelübde abzulegen oder in Klausur zu gehen. Sie widmeten sich der Erziehung und Bildung von Mädchen und lebten in Einfachheit, stets bemüht, der persönlichen Nachfolge Christi gerecht zu werden.

Herausforderungen und Reformen nach ihrem Tod

Nach Angelas Tod 1540 stand ihre Gemeinschaft vor großen Herausforderungen. Das Konzil von Trient (1545–1563) brachte Reformen, die auf eine stärkere Disziplinierung und Organisation von Ordensgemeinschaften abzielten. Viele Gemeinschaften, darunter auch die Ursulinen, wurden dazu gedrängt, klösterliche Strukturen mit Klausur und Gelübden anzunehmen. Ab 1612 entstanden die ersten Ursulinenklöster, die das traditionelle Ordensleben übernahmen. Doch der Kern von Angela Mericis Vision blieb erhalten: Die Bildung und Erziehung von Mädchen als Weg zur geistlichen und gesellschaftlichen Erneuerung.

Das Vermächtnis Angela Mericis und der Ursulinen

Heute sind die Ursulinen weltweit in Schulen, Universitäten und sozialen Projekten tätig. Ihre Arbeit ist ein lebendiges Zeugnis der Vision von Angela Merici: Glaube und Bildung zu vereinen, um die Welt im Geiste des Evangeliums zu prägen und eine gerechtere sowie glaubensstärkere Gesellschaft zu schaffen. Das Leben der Hl. Angela erinnert uns daran, dass wahre Erneuerung der Gesellschaft immer im Herzen beginnt – mit der Bildung des Herzens und des Geistes. Ihr Vermächtnis bleibt eine Quelle der Inspiration für alle, die sich für eine bessere, christlich geprägte Zukunft einsetzen.

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