Die Adventszeit: Zwischen stiller Vorbereitung und festlicher Erwartung

Dezember 1, 2024

Der Advent hat begonnen, und viele von uns sind bereits von Weihnachtsstimmung erfüllt: Weihnachtsmärkte, geschmückte Straßen und Häuser, Lichterglanz überall. Die Geschäfte wetteifern mit den besten Weihnachtsprodukten und locken mit Sonderangeboten. Es ist eine Zeit der Freude und Schönheit. Doch ursprünglich war der Advent mehr eine Zeit der Buße und des Fastens.

In der frühen Kirche wurde der Advent als eine „kleine Fastenzeit“ betrachtet – eine Zeit der geistigen Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn. Diese Fastenzeit diente sowohl der Besinnung auf die Geburt Christi als auch der Erwartung seines zweiten Kommens, der Parusie. Sie ähnelte der österlichen Fastenzeit und war geprägt von Gebet, Buße und asketischen Übungen. Die Gläubigen sollten sich innerlich reinigen und sich auf das Wesentliche konzentrieren: die Vorbereitung auf das Heil, das durch die Ankunft Christi verkündet wird.

Jede Heilige Messe des Adventssonntags war mit einem deutlichen Aufruf zur Buße verbunden. Doch mit der Zeit wandelte sich die Bedeutung des Advents. Papst Gregor der Große setzte die Zahl der Adventssonntage auf vier fest, nachdem in einigen Regionen fünf oder sogar sechs Adventssonntage gefeiert worden waren. Der Schwerpunkt verlagerte sich zunehmend von der Buße hin zur freudigen Erwartung der Geburt Christi. Diese Veränderung spiegelte sich auch in der liturgischen Praxis wider: Texte mit Bußcharakter und Fastenrituale wurden nach und nach durch freudige Lieder und eine hoffnungsvollere Stimmung ersetzt. Weihnachten wurde immer mehr als Anlass zur Freude verstanden, während die ernsthafte Besinnung auf das zweite Kommen Christi und die eschatologische, also endzeitliche Dimension des Advents in den Hintergrund trat.

Mit der Umgestaltung des Advents von einer Bußzeit hin zu einer festlichen Vorbereitungszeit änderten sich auch die Prioritäten. Wo einst Gebet, Verzicht und Buße im Vordergrund standen, ist heute der Advent leider oft von Konsum und äußeren Feiern geprägt. Besonders in der westlichen Welt hat sich der Advent zu einer kommerziellen Vorbereitungszeit entwickelt. Werbung, Rabatte und Konsumangebote bestimmen vielerorts das Bild. Statt einer besinnlichen inneren Vorbereitung auf das Kommen des Herrn stehen oft materielle Produkte und Erlebnisse im Mittelpunkt. Doch trotz dieses Verlustes an Besinnlichkeit bleibt der Wunsch vieler Menschen bestehen, sich auf das Wesentliche konzentrieren zu wollen. Es gibt eine wachsende Sehnsucht nach einer ruhigeren Adventszeit, die Raum für Gebet, Stille und Reflexion lässt. Es ist ein Versuch, die ursprüngliche Bedeutung des Advents zurückzugewinnen – als eine Zeit des Wartens, des Suchens nach dem wahren Licht und der Vorbereitung auf die Ankunft unseres Erlösers.

Die Rückkehr zu einer geistigen Fastenzeit im Advent muss nicht zwangsläufig strenge asketische Praktiken bedeuten. Und natürlich ist der Besuch des Weihnachtsmarktes sowie der Kauf von Geschenken nicht per se schlecht. Vielmehr kann die geistige Fastenzeit im Advent eine Einladung sein, sich mal bewusst vom Konsum zu distanzieren und den Blick auf das Wesentliche zu richten: die Begegnung mit Christus. Dies kann sowohl im Gedenken an seine Geburt als auch in der lebendigen Erwartung seines zweiten Kommens geschehen.

Indem wir die Adventszeit wieder als eine Zeit der inneren Einkehr und des Gebets gestalten, können wir nicht nur die äußeren Lichter, sondern auch das innere Licht der Hoffnung und des Glaubens wieder stärker wahrnehmen.

In diesem Sinne: eine frohe und von innerer Einkehr geprägte Adventszeit! Möge diese Zeit uns Raum schaffen für Stille, Gebet und die Vorbereitung auf das Kommen unseres Herrn.

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