Die Versuchung der Halbherzigkeit – Wenn der Alltag die Fastenvorsätze angreift

März 14, 2025

Die Fastenzeit hat erst richtig begonnen – und schon wird es anstrengend. Am Aschermittwoch war die Entschlossenheit noch groß. Dieses Jahr sollte es anders werden. Mehr Gebet, weniger Ablenkung, ein echter Verzicht. Doch kaum ist der Alltag zurück, kommen die ersten Ausreden:

„Heute war ein harter Tag, ich gönn’ mir eine Ausnahme.“

„Das ist doch nur eine Kleinigkeit, Gott sieht das nicht so eng.“

„Ich kann später immer noch richtig fasten.“

Es beginnt nicht mit einem klaren Bruch, sondern mit der schleichenden Halbherzigkeit. Der Entschluss, mehr zu beten und zu fasten, verwandelt sich in eine vage Idee. Die Halbherzigkeit ist eine der größten Versuchungen der Fastenzeit. Sie wird nicht durch eine laute Stimme sichtbar, sondern schleicht sich heimlich in unseren Alltag und trifft unser Herz.

Zwischen Geduld und Bequemlichkeit

Die eigentliche Herausforderung der Fastenzeit ist nicht der erste Schritt, sondern das Durchhalten. Es ist leicht, sich am Aschermittwoch etwas vorzunehmen. Aber was zählt, ist die Treue in den kleinen Entscheidungen. Genau hier setzt die Versuchung an: nicht mit lauter Stimme, sondern leise, fast unbemerkt.

Ein bisschen weniger beten, ein bisschen mehr nachgeben, ein wenig nachlassen in der Wachsamkeit – es fängt harmlos an, doch am Ende steht eine Fastenzeit, die kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Entschluss zu tun hat. Der Wille, Gott Raum zu geben, wird von Tag zu Tag schwächer, bis schließlich nur noch ein vages Gefühl übrigbleibt: „Ich hätte es besser machen können.“

Doch Fasten ist kein Wettlauf mit der eigenen Perfektion. Es geht nicht darum, niemals zu straucheln, sondern darum, nicht aufzugeben. Die wahre Prüfung kommt nicht am ersten Tag, sondern dann, wenn der Alltag die Vorsätze angreift. Und es macht einen Unterschied, ob man aufsteht oder sich damit zufriedengibt, immer wieder hinzufallen.

Fasten als Hingabe

Oft beginnt Fasten mit Begeisterung. Man will sich selbst disziplinieren, seine Willenskraft stärken. Aber das ist nicht das Ziel. Fasten ist kein Wettkampf, keine Selbstoptimierung. Es geht nicht darum, sich selbst oder anderen etwas zu beweisen, sondern Raum für Gott zu schaffen.

Wer fastet, spürt schnell seine Schwäche. Man merkt, wie sehr man an Kleinigkeiten hängt. Ein bisschen Zucker, ein wenig Unterhaltung, eine kleine Ablenkung – all das scheint plötzlich wichtiger zu sein, als es eigentlich ist. Das Fasten deckt auf, was wirklich in uns steckt. Und das kann unangenehm sein.

Doch genau darin liegt die Chance: Wer merkt, wie schwer es ist, auf Kleinigkeiten zu verzichten, der erkennt auch, wie sehr er Gott braucht. Das Fasten ist kein Selbstzweck. Es soll nicht äußere Dinge verändern. Fasten muss unser Herz treffen. Und das bedeutet, nicht nur auf etwas zu verzichten, sondern sich neu auszurichten – auf das, was wirklich zählt.

Gott sucht kein „ungefähr“

Gott sucht keine Halbherzigkeit. Er ruft nicht zur Fastenzeit auf, damit wir es „so gut es geht“ versuchen. Er ruft zur Umkehr – ganz oder gar nicht. Natürlich wird es Momente geben, in denen man schwach wird. Gott kennt unsere Schwäche! Es geht darum, immer wieder aufzustehen, immer wieder neu zu beginnen. Der Alltag darf nicht zur Ausrede werden. Gerade wenn die Fastenvorsätze auf die Probe gestellt werden, zeigt sich, ob sie echt sind.

Fasten ist nicht bequem. Es fordert heraus. Es zwingt uns, uns selbst und unsere Abhängigkeiten ehrlich zu betrachten. Wer in diesen Wochen merkt, dass der Verzicht schwerfällt, der sollte sich nicht entmutigen lassen – sondern genau dort ansetzen.

Denn der Moment ist jetzt. Jetzt ist die Gelegenheit, Gott mehr Raum zu geben und ihn in unser Leben zu lassen – ganz und nicht nur halb. Denn wer Fastenzeit ernst nimmt, wird am Ende nicht nur eine Zeit des Verzichts hinter sich haben, sondern eine Zeit der Gnade.

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