Autor: Lukasz Holfeld
Lesedauer: ca. 4 Minuten
Schlagwörter:
Advent Adventskalender Adventssonntag Armut Ausbilder Barmherzigkeit Benin Blasphemie Dunkle Nacht des Glaubens Facebook Fasten Fastenzeit Freiheit Gebet Glauben Heilig Heilige Heilige Angela Merici Heilige Gemeinschaft Heilige Messe Herz-Jesu Hl Blasius Hochmut Indien Katholisch Kirchenmusik Kolumbien Kunst Liturgie Magdeburg Musik Ostern Priester Priesterausbildungshilfe Priesterseminar Professor Santa Croce Seminarist Soziale Medien Sozial Media Sri Lanka Stille Venezuela Vietnam Weihnachten
Die vier Säulen des Fastens – Der Weg zur Freiheit

Stellen Sie sich vor, Sie tragen ständig einen schweren Rucksack. Randvoll mit Gepäck, das Sie müde macht: Sorgen, Ablenkungen, alte Gewohnheiten, die längst hätten gehen sollen. Jeder Schritt kostet Kraft. Dann kommt die Fastenzeit – eine Einladung, diesen Ballast abzuwerfen.
Doch einfach loslassen reicht nicht. Das schwere Gewicht hat uns so festgehalten, dass wir glauben, wir würden wegfliegen, wenn wir loslassen. Wir brauchen Hilfe, Stützen, die uns halten, damit wir nicht umfallen.
Gebet, Fasten, Almosen und Versöhnung sind die vier Säulen der Fastenzeit, die nicht belasten, sondern befreien.

Gebet – Das Funkfeuer Gottes empfangen
Ein dichter Wald im Nebel. Geräusche überall, doch keine Richtung ist klar. So fühlt es sich an, wenn das Leben laut ist, aber Gottes Stimme kaum noch hörbar. Gebet ist das Funkfeuer, das den Weg weist. Doch wer ständig mit sich selbst redet, kann nicht hören.
Fasten schärft das Gehör unseres Herzens. Ablenkungen verschwinden, und plötzlich wird die Stimme Gottes klar: manchmal als Gedanke, manchmal als tiefer Friede, manchmal als neuer Blick auf das Leben.
Wer betet, steht nicht mit leeren Händen da. Er tritt ein in eine unsichtbare Realität, die größer ist als alles, was man sieht. Mose fastete vierzig Tage auf dem Berg, bevor er Gottes Wort empfing (2. Mose 34,28). Jesus zog sich immer wieder zum Gebet zurück, um die Kraft für seine Sendung zu schöpfen (Lk 5,16; Mk 1,35). Fasten ohne Gebet bleibt leer – wie eine Kerze ohne Docht.
Fasten – Die Kunst des Loslassens
Natürlich gehört zur Fastenzeit das Fasten. Was nach Verzicht klingt, ist eigentlich eine Kunst: die Kunst des Freimachens, des Loslassens. Jeder kennt das Gefühl, wenn eine alte Schublade endlich ausgemistet ist – der Raum wirkt größer, die Dinge darin wertvoller. So ist es auch mit dem Herzen. Fasten nimmt nicht unsere Grundbedürfnisse weg. Es nimmt all das weg, was betäubt, was ablenkt, was den Blick für das Eigentliche verstellt.
Der Hunger in der Fastenzeit zeigt: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er lebt von Wahrheit, von Liebe, von dem, was nicht auf dem Teller liegt, sondern im Herzen. Fasten macht sensibel. Plötzlich fällt auf, wie oft Essen, Medien oder Gewohnheiten nur Lückenfüller sind. Und wer sich davon löst, entdeckt: Das, worauf es wirklich ankommt, nährt uns wirklich.

Almosen – Das Herz weit machen
Fasten trennt von Überflüssigem, Almosen verbindet mit dem Wesentlichen. Es geht nicht darum, einfach Geld weiterzureichen. Es geht darum, Not zu sehen und darauf zu reagieren. Wer fastet, lernt: Es gibt keinen echten Verzicht ohne Großzügigkeit. Wer sich innerlich leer macht, um Gottes Fülle zu empfangen, kann diese Fülle nicht für sich behalten.
Jesus spricht oft davon: Der Reiche, der seinen Besitz nicht loslassen konnte (Mt 19,22). Die Witwe, die ihr letztes Geld gab und gerade dadurch reich wurde (Lk 21,1-4). Der barmherzige Samariter, der nicht fragte, ob der Verwundete es verdient hatte, sondern einfach handelte (Lk 10,33-35). Fasten ohne Großzügigkeit bleibt unvollständig.

Versöhnung – Die Fesseln sprengen
Groll ist eine Last, die schwerer wiegt als jedes Fastenopfer. Wer nicht verzeiht, bleibt gefangen. Versöhnung ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die die Fastenzeit fordert.
Der verlorene Sohn kehrt heim – nicht, weil er perfekt geworden ist, sondern weil er sich nach der Umarmung des Vaters sehnt (Lk 15,20). Petrus verleugnet Jesus dreimal (Lk 22,61-62), doch am Ufer des Sees fragt ihn der Auferstandene nicht nach seiner Schuld, sondern nach seiner Liebe (Joh 21,15-17). Gott wartet auf Versöhnung, doch er zwingt sie nicht auf. Wer fastet, hat die Chance, sich mit anderen, mit sich selbst und mit Gott auszusöhnen.
Manchmal bedeutet Versöhnung, einen alten Brief zu schreiben, ein Gespräch zu führen, das längst überfällig ist, oder einen Groll loszulassen, der das Herz verhärtet hat. Fasten schafft Raum für Neuanfang. Denn Fasten ist nicht in erster Linie Verzicht, sondern Heilung.
Fasten – Der Weg zu dem, was bleibt
Vier Säulen, ein Ziel: Ein Leben, das leichter, klarer und echter ist. Fasten nimmt nicht – es gibt. Es klärt den Blick für das, was wirklich zählt. Wer sich auf diesen Weg einlässt, wird am Ende spüren: Es geht nicht darum, weniger zu haben. Es geht darum, mehr zu sein.
Spendenkonto
Priesterausbildungshilfe e. V.
IBAN: DE20 3705 0198 1930 3223 65
BIC: COLSDE33XXX