Autor: Lukasz Holfeld
Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Karfreitag – Gott bleibt im Leiden

Jesus wusste, was kommen würde – der Prozess, das Kreuz, der Schmerz, der Tod. Doch er entschied sich zu bleiben. Nicht aus Zwang, sondern aus freiem Willen. Er ging diesen Weg nicht, weil er ihn gehen musste, sondern weil niemand sonst es konnte. Karfreitag ist nicht das tragische Scheitern eines Predigers, der sich überschätzt hat. Es ist der freiwillige Abstieg Gottes in das, was wir fürchten: Schmerz, Schande und Verlassenheit. Der Weg, den er geht, führt mitten in den Abgrund menschlichen Lebens, bleibt aber der einzige Weg zur Erlösung.
Die Menge verlangt nach Zeichen, die Jünger träumen von Macht, und die Feinde des Messias sehnen sich nach seinem Tod. Doch Jesus erfüllt keine dieser Erwartungen: „Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten“ (Mk 9,31) Er kommt nicht, um sich zu erheben, sondern um zu bleiben – inmitten des menschlichen Elends.

Die Mitte der Geschichte
Der Ort der Kreuzigung liegt außerhalb der Stadt, fern von denen, die ihn einst mit Palmen verehrten. Doch hier, an diesem verachteten Ort, entfaltet sich das Zentrum der gesamten Geschichte. Zwischen den zwei Verbrechern, dem Spott der Menschen und dem Schweigen Gottes, wird das Schicksal der Welt besiegelt. Kein Blitz zerreißt den Himmel, kein Engel greift ein. In der Mitte bleibt dieser Mann, der langsam die Luft verliert. Die Soldaten würfeln um seine Kleider, die Priester spotten. Die Freunde sind fort – nur der Lieblingsjünger bleibt, und Maria, seine Mutter, steht am Fuße des Kreuzes.
Was ist das für ein Gott, der sich so tief herablässt, dass er stirbt wie ein Verbrecher? Was ist das für eine Liebe, die sich nicht zurückzieht, selbst wenn es so scheint, als sei alles verloren?

Das Schweigen Gottes
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2; Mk 15,34; Mt 27,46) Kein Gebet wurde je ehrlicher gesprochen. Der Sohn klagt und der Vater schweigt. Kein Trost kommt vom Himmel, kein Licht in der Dunkelheit. Doch dieser Schrei ist nicht das Ende. Der Kreuzestod ist nicht die Verzweiflungstat eines Gottes, der die Kontrolle verloren hat. Es ist ein Opfer, ein Ja zur Welt, ein Ja zur Liebe in der tiefsten Dunkelheit. Es ist kein theologisches Konzept, keine Symbolhandlung. Es ist Fleisch und Blut, Nägel und Holz, Schmerzen und Tod – es ist Realität, die für uns durchlitten wird.

Kein billiger Trost – Gott bleibt
Karfreitag ist keine Einladung zur Resignation. Es ist ein Ruf zur Entscheidung: Was ist Gott bereit zu tun, und was der Mensch? Judas geht in die Nacht, der Hauptmann erkennt den Sohn Gottes. Der eine zerbricht, der andere bekennt. Dazwischen stehen wir.
Das Kreuz ist keine Niederlage, sondern die endgültige Konsequenz der Liebe Gottes, die sich nicht zurückzieht, auch wenn alle anderen gegangen sind. Am Kreuz erkennen wir nicht, warum es Leid gibt, aber wir erkennen, wer mitten im Leid bleibt. Nicht über uns, nicht neben uns, sondern mit uns.
Am Kreuz endet Gottes Leben nicht – hier beginnt unsere Rettung.
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